Ich denke sehr häufig und sehr viel über alles Mögliche und Unmögliche nach. Verständlich, dass nicht unbedingt jeder sofort meine Gedanken bzw. die daraus resultierenden Äußerungen versteht oder gar nachvollziehen kann. Insbesondere auf der von mir bevorzugten Social-Media-Plattform BlueSky, mit seiner Begrenzung auf 300 Zeichen, ist es nicht leicht, alles für jeden verständlich herzuleiten und zu erklären.
Darum hier einmal ausführlich, was teilweise so in mir vorgeht:

Sonntag Vormittag. Ich liege auf dem Sofa, fühle mich ein wenig kraftlos und erschöpft. Das ist kein Wunder, denn am Tag zuvor habe ich ordentlich was geschafft und viele Dinge erledigt. Viel mehr, als ich mir für den Tag eigentlich vorgenommen hatte. Aber das war auch irgendwie notwendig, denn am Freitag hat mich meine Schlafstörung bereits morgens um kurz nach 4 Uhr nach viel zu wenig Schlaf aus dem Bett getrieben. Dadurch war ich den ganzen Tag recht müde und lustlos und ich habe nur sehr wenig von dem, was ich mir vorgenommen hatte, geschafft zu erledigen.
Trotzdem blieben aus diesem Aufgabenberg von Freitag und Samstag noch ein paar Dinge unerledigt. Und auch für den heutigen Sonntag habe ein paar Aufgaben auf dem Zettel. Schnell kam ich zu dem Schluss, dass ich wohl auch heute nicht alles werde erledigen können, was sich da angesammelt hat. Und natürlich kratz das ein wenig an meinem Ehrgeiz und an meinem Ego.
All dies fasste ich auf BlueSky mit folgenden Worten zusammen:

Ich habe gestern wohl ein wenig zu viel getan und geschafft, denn heute fühle ich mich einfach nur müde und kaputt.
Es gibt aber immer noch so viele Dinge, die ich gerne erledigt hätte.
Ist schon ein wenig frustrierend.

Aber wie konnte überhaupt so viel liegen bleiben und sich ansammeln, dass es so viel Zeit und Kraft kostet, es abzuarbeiten?
Das ist schnell erklärt: Ende Februar hat mich eine fiese Infektion doch recht umgehauen und ich war 4 Wochen mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt. In dieser Zeit habe ich mich nicht um die von mir hart erarbeiteten Strukturen gekümmert bzw. kümmern können. Die ersten zweieinhalb bis drei Wochen nicht, weil ich es einfach nicht konnte. Die letzten ein bis eineinhalb Wochen nicht, weil ich wieder Kraft sammeln wollte.
Aber ich brauche meine Strukturen und gewohnten Abläufe, damit komme ich am besten klar. Und je mehr Strukturen und geregelte Abläufe ich habe, umso leichter fällt es mir, auch mal davon abzuweichen und andere Herausforderungen zu meistern.
Mein Gedanke war, wenn ich wieder Arbeiten gehe, wird sich das von allein ganz schnell wieder einspielen. Doch als ich zur Arbeit kam, war mein Kollege krank und ich musste mich neben meiner liegengebliebenen Arbeit teilweise auch noch um seine kümmern. Dazu noch Termindruck von und mit externen Dienstleistern. Obendrein machten mir immer noch die Nebenwirkungen der Medikamente zu schaffen und meine Kondition war auch noch nicht wieder da, wo sie vorher war.
Bei Überstunden und Verzicht auf meinen gewohnten freien Tag pro Woche, blieben meine Strukturen und Abläufe auch weiterhin eher unbeachtet und ich habe mich aufs Funktionieren bei der  Arbeit konzentriert.
Als es mit dem Stress vor einer Woche dann etwas weniger wurde, habe ich gemerkt, dass ich doch nicht so einfach und leicht, wie gedacht, wieder mit meinem gewohnten Ablauf weiter machen kann und ich mich erst wieder eingewöhnen und reindenken muss.
Diese Erkenntnis fasste ich auf BlueSky in folgendem Post zusammen:

Ich komme zur Zeit einfach nicht mehr so richtig in meine Struktur rein.
Ich bin einfach zu ungeduldig und erwarte zu viel von mir selber.

Ich weiß, für sehr viele andere Menschen ist ein Graus und eine Horrorvorstellung, fast ausschließlich nach festen Strukturen und/oder ToDo-Listen zu agieren. Mir persönlich hilft es sehr, den Stress und den Druck zu reduzieren. Ich plane in der Regel mindestens eine komplette Woche im Voraus durch, soweit es mir möglich ist. Dabei stehen aber auch “Freizeit” und Ruhezeiten auf meinen Listen und ich habe eine Übersicht darüber, was noch alles bis wann zu erledigen ist. Ich plane genügend Puffer für Unvorhergesehenes ein und habe auch die Möglichkeit kurzfristig Dinge zu verschieben bzw. Aufgaben zu tauschen. Mir gibt es ein Gefühl von Freiheit und entlastet mich ungemein.
Ohne diese Strukturen und Listen bin ich unkoordiniert, habe ständig Angst, etwas Wichtiges zu vergessen, verliere den Überblick, verbringe viel mehr Zeit mit Überlegen. Ich bin dann nervös und unkonzentriert, stehe unter Stress und schaffe viel weniger. Aber ich habe auch keine erholsamen Phasen und komme nicht zur Ruhe, weil ich diese Zeit dafür aufwende, planlos und ineffektiv hin und her zu wuseln, um Dinge zu erledigen, die eigentlich schon längst hätten erledigt sein müssten oder total unwichtig sind.
Ich schaffe also weniger in mehr Zeit und komme dabei nicht zur Ruhe. Wenn ich mir mehr Ruhe gönne, schaffe ich noch weniger – wenn ich mehr schaffen will, darf ich mir nicht so viel Ruhe gönnen. Aber ich brauche die Ruhe, um wieder effizient in meine Struktur zu finden.
Dieses Dilemma drückte ich auf Bluesky wie folgt aus:

Die Ausgeglichenheit zwischen Dinge erledigen und Ruhephasen ist bei mir ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten.
Und das ist etwas, was sich hochschaukelt.
Ich müsste eigentlich einen Gang runter schalten und mich neu sortieren.
Aber dann bleibt zu viel liegen.
Teufelskreis.

All das hat sich in den letzten Wochen und ganz besonders in den vergangenen Tagen in mir aufgestaut und angesammelt, hat diverse Stunden mein Gedankenkarussell befeuert, ohne dass ich es wirklich sinnvoll in Worte fassen konnte. Und dann, innerhalb von nur wenigen Minuten, sind diese 3 Posts aus mir herausgebrochen.
Ich habe mich gefreut, die Dinge, die mich beschäftigen und die auf mir lasten, in so wenigen Sätzen so klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen. Der Druck in meinem Kopf fing an nachzulassen. Jetzt hatte ich meine “Probleme” benannt und konnte endlich anfangen, eine Lösung dafür zu suchen.
Der Plan: mir einen Überblick der anstehenden Aufgaben zu verschaffen, Prioritäten setzten und vielleicht trotz Müdigkeit heute doch noch ein paar Kleinigkeiten in Angriff zu nehmen.

Ich hatte nicht wirklich mit großartigen Reaktionen auf meine Posts gerechnet. Vielleicht ein paar Likes oder ein bis zwei Kommentaren in der Richtung “Du hast aber schonmal dein Problem erkannt.”
Allerdings kam ein Kommentar von einer Person, die ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt habe und dementsprechend auch viel Wert ihre Meinung lege, den ich sehr kritisch empfunden habe und mir sehr zu denken gegeben hat. Ich solle nicht so selbstkritisch und streng zu mir selber sein. Möglicherweise war es etwas unglücklich formuliert und vielleicht habe ich es auch falsch verstanden.

Trotzdem hat mich das sehr getroffen. Was habe ich falsch gemacht? Wo bin ich zu selbstkritisch? Wieso bin ich zu streng mit mir? Viele Fragen und wieder dieser innere Druck, den ich grade eben erst los geworden bin. Kreisende Gedanken. All das, worüber ich grade froh, endlich in Worte gefasst zu haben, muss noch einmal auf den Prüfstand und neu überdacht werden.

Die oben zitierten Posts habe ich gelöscht (darum auch keine Links). Dann habe ich meinem Frust erstmal in 2 Threads (hier & hier) ohne Antwortmöglichkeit Luft gemacht, bevor ich mich mit meinen Gedanken zurückgezogen habe.
Ich war der Meinung, mich recht gut selbst reflektiert zu haben und die Dinge beim Namen genannt zu haben, die meiner Meinung nach mein Problem sind. Sich mit sich selber auseinander zu setzen, ist wichtig. Probleme zu erkennen und zu benennen, ist die Grundlage, um diese auch lösen zu können.

Ich habe nun mehrere Stunden über all dies nochmals sehr intensiv nachgedacht und komme zum Schluss, dass ich nichts falsch gemacht habe und meine Aussagen keine Kritik mir selbst gegenüber sind. Es ist einfach nur der Ist-Zustand, den ich gerne ändern würde. Und damit fange ich am besten an, indem ich mir anschaue, was an Aufgaben auf mich wartet, Prioritäten zu setzen und am besten die ersten Kleinigkeiten noch heute anzugehen, damit der Aufgabenberg und der Druck kleiner wird.

Insgesamt sind jetzt fast 8 Stunden mit intensiven Denken draufgegangen, davon gipfelten die letzten 3 Stunden in das Schreiben diesen Blog-Posts, denn ich wollte unbedingt alles verarbeiten, weil ich nicht mit dieser Gedankenlast morgen früh in meinen Urlaub starten will.

Dieser ganze Beitrag soll keine Kritik sein. Weder an die gemeinte(n) Person(en), noch an mir selber. Es ist wirklich nur das Ergebnis der Verarbeitung meiner Gedanken. Und vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen, mich ein klein wenig besser zu verstehen – denn das würde ich mir wirklich sehr wünschen.